Donnerstag, 16. Oktober 2008
Date 1.1
An einem schönen Freitag Abend lernte ich Tim kennen. Beziehungsweise chattete er mich an und wir kamen dann flott ins Gespräch. Zumindest so flott sein MODEM (hallo, wer hat heute noch ein Modem?) es zuliess, dementsprechend telefonierten wir kurze Zeit später.

Er hatte eine angenehme Stimme und Humor, allerdings merkte ich schnell: Tim ist ein Jammerer.

An sich klug und gebildet hatte er es nicht weiter gebracht als zum Ersatzteil-Lageristen bei Mercedes Benz, ein Auto dass er sich nie kaufen würde, so Tim, er fahre lieber mit dem Camping-Bus. Auch in den Urlaub, für mich als Nachtschwester mit Niveau und der Kenntnis über Rückenprobleme ab 30 eine denkbar ungünstige Zukunftsaussicht.

Tim jammerte entsprechend auch über seinen Rücken, seinen Job, seine Wohnung, den kaputten PC, die hohen Mieten, Frauen, seine Nebenhöhleninfektion usw usw usw.

Da er aber den Foto TÜV bestanden hatte, zog ich ihn dennoch in die engere Wahl für Date zwei.

Das bestätigte sich, als er nach dem Telefonat anfing süsse SMS zu schreiben, die mich ganz kribbelig machten. Bis dahin alles fein, aber dann machte ich einen folgenschweren Fehler: ich traf mich auf ein Nachmittagsdate mit ihm. Für ein erstes Treffen eine denkbar ungünstige Wahl.

Du kannst Dich nicht so aufbrezeln, dass Du den absoluten WOW-Effekt erzielst und da wir uns bei schönem Wetter im Park trafen tollten dort massenhaft Familien mit Kindern, Hunden und dem Campinggrill herum.

So kamen weder die Picknickdecke, noch der Sekt zum tragen, den er freundlicherweise anschleppte.
Und auch dass er gut roch und sehr ansehnlich war machte es nicht besser.

Nach 10 Minuten in der prallen Sonne hatte ich bereits einen sitzen und bekam vom Geschrei der Kinder langsam Kopfschmerzen. Tim hingegen schien ganz zufrieden, vor allem aufgrund der Tatsache, dass er sein Camping-Radio mitgeschleppt hatte und die Samstags-Fussball-Show nicht verpassen musste.

Er rückte mir auf die Pelle und riss dabei an meinen Haaren, forderte mich auf ihm den lädierten Rücken zu massieren (hallo?) und bot mir, als ich sagte so langsam bekäme ich Hunger, ein Knoppers aus seinem schmuddeligen Rucksack an.

Ich lag auf der Decke, schaute in den blauen Himmel und dachte mir: nee, sorry, das geht doch gar nicht! Ich verschwende hier kostbare Lebenszeit, Samstagszeit, die mir niemand zurück geben kann.

So zog ich mir Strümpfe und Schuhe an und stand auf. Tim sass währenddessen böse guckend in Baumwollsocken auf der Decke und verstand gar nicht weshalb ich jetzt gehen wollte. Er habe ausser dem Knoppers auch noch `ne Banane von vorgestern dabei.

Ich lächelte milde und dachte: armer Junge, mit 39 und einem IQ um die 120 Lagerist, Campingbusbesitzer und Mountainbike-Fahrer.
Nebenberuflich Heulsuse und Jammerlappen.
Ich würde bei Deinen Zukunftsaussichten lachend in die Kreissäge rennen...

Natürlich sagte ich nur ich würde jetzt gehen, auf der Decke Fussball hören könne er sicher gut ohne mich. Und ich ginge jetzt essen. Mitkommen wollte er nicht, er habe schliesslich was zum essen dabei, die Banane und das Knoppers.

So trennten sich unsere Wege und ich kann inzwischen an keiner Knopperswerbung mehr vorbei gehen, ohne an den Geruch von frisch gemähtem Gras und Hundescheisse zu denken.

Wuff!

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Date 1.0
Claudio war der erste, der meiner neuerworbenen Flirttaktik zum Opfer fallen sollte, so dachte ich.
42, getrennt lebend und laut Foto ein leckerer Al Pacino Verschnitt. Laut eigener Angaben zur Hälfte Italiener. Laut meiner Fantasie zum Thema "Der Pate" das perfekte erste Date.

Wir trafen uns in der New Bar, meiner aktuellen Operation-Base für solche Fälle, weit genug weg von @home, nah genug dran am nächsten Bus zurück in meinen eigenen Stadtteil. Wenn ich keine Highheels trage sogar in 20 Minuten zu Fuss erreichbar.

Die Aktion hatte sich spontan ergeben. Wir hatten gechattet und er schlug vor was trinken zu gehen und ich dachte: warum eigentlich nicht?

Seit 4 Wochen lebte ich immerhin getrennt.

So stöckelte ich los und war auch vor ihm Vorort. Den ersten Cocktail bestellte ich umgehend, erstmal schön locker werden, Missy.

Ein prüfender Blick in den Spiegel: gar nicht übel, soweit.
Ein prüfender Blick in die Runde: zwei Jungs Typ "Rechtsanwälte denen man vertraut" checkten mich ab. Also alles im grünen Bereich.
Ich flirtete mit Jura 1 als Jura 2 auf´s Klo ging per Augenkontakt, bis ein Schatten mir die Sicht nahm.

Der grösste Italiener aller Zeiten versperrte mir den Blick auf den Anzug-Juristen und mir wurde klar: das ist wohl mein Date. Sein Blick wanderte über mich hinweg und wieder zurück.

Danke für die Blumen, Du Sack!

"Claudio?" säuselte ich? Er guckte einen Moment irritiert und nahm dann lässig grüssend Platz.

Es gibt Menschen, die sind sehr fotogen und Claudio gehört mit Sicherheit zu ihnen. Al Pacino würde mich für diesen Vergleich sicherlich verklagen und ich sah mit Schrecken wie alt man mit 42 aussehen kann.

Ob das von den vielen Kippen kam die er sich sekündlich neu anzündete oder den 10 Expressi, die er innerhalb dieser anderthalb Stunden trank - ich weiss es nicht.

Das Gespräch lief an sich ganz gut bis das Thema auf seine Exfrau kam. Oder besser gesagt auf seine Exfrauen, denn er lebte bereits das zweite Mal in Scheidung, was sein 1,69 Meter grosser, italienischer Vater gar nicht lustig fand, wie er mir anvertraute.

Den Rest des Abends beklagte er sich über die Verlogenheit der Frauen allgemein und seiner Exfrau im besonderen, was ich zum Anlass nahm kräftig über meinen Exmann her zu ziehen, etwas das mir richtig gut tat, dem Date allerdings einen gewissen Charme nahm und mein Gegenüber irritierte.

Der in den Ratgebern empfohlene tiefe Blick in die Augen liess ihn zwar etwas mehr Interesse zeigen, aber mein eigenes ging inzwischen gen Null.

Hoheitsvoll liess ich mich heim fahren und sprintete kaum angekommen aus dem Wagen, dankbar dafür wieder allein zu sein mit mir, meinem Leben und dem wahren Al Pacino, wenn auch nur auf DVD.

Lustig war: als ich ihn am nächsten Tag per Chat ansprach, um mich artig für Cocktail und Heimfahrt zu bedanken, redete er kein Wort mehr mit mir.

Ich war wohl nicht sein Typ.

Grazie!

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Needy or not, some like it hot
Alle sind´s und keiner will´s zugeben: Singles sind bedürftig. Klar, man kann heimkommen und schlafen gehen wann man will und die langen Haare im Abfluss der Dusche stören nur noch Dich selbst. Du merkst, dass es Dich nicht umbringt den Müll selbst raus zu tragen und Du als Frau auch feine Löcher mit der Bohrmaschine in die Wand machen kannst.

Du merkst wie genial es ist den gesamten Kleiderschrank mit Deinen Klamotten und Deinen Schuhe besetzen zu können, statt alles in eine Häfte quetschen zu müssen.

Andererseits fehlt Dir auch manchmal was. Das Gute ist: wenn Du nach Hause kommst ist keiner da! Das Blöde ist: wenn Du nachhause kommst ist keiner da!

Wollen wir nicht immer das was wir nicht haben? Eine gute (verheiratete) Freundin von mir sagte, als ich ihr erzählte mein Mann habe sich vom Acker gemacht: "Gottseidank, jetzt kannst Du schlafen mit wem Du willst!" Ein Aspekt der in dieser Situation zwar nicht gerade tröstet, nach einer gewissen Zeit der Durststrecke jedoch durchaus zum tragen kommt.

10 Jahre Sex mit dem gleichen Mann - das kann auch schonmal öde werden. Sich von einem fremden, attraktiven Mann küssen zu lassen, verursacht eine Art der Erregung, die der abgelegte Kerl nicht mal erreichen würde, wenn er Dir 10 Liter spanische Fliege mit Gewalt einflössen würde, sich einem Penislifting unterzöge und in Strapsen zu "you can leave your hat on" einen heissen Strip hinlegte.

Fremde Gerüche, Lippen und Münder zu erforschen ist hingegen eine wirklich heisse Angelegenheit. Und der Rest unter Umständen noch mehr, wenn die Neueroberung es denn auch wirklich bringt.

Das kann man natürlich vorher nicht so genau wissen.

Insofern bleibt nur die Möglichkeit entweder brav abzuwarten und das beste zu hoffen, oder gleich am ersten Abend abzuchecken was da so geht.

Beides hat seine Tücken, worauf ich in späteren Posts noch eingehen werde.

Klar ist jedenfalls: Singles sind bedürftig; bedürftig nach Kuscheleinheiten, Sex, Nähe.

Doch wie kommt man da am besten ran?

Im Zeitalter des Internets an sich kein Problem. Bequem von zuhause, im ältesten Pyjama, ungeschminkt und mit dem Haarkur-Turban auf dem Kopf klicke ich mich gemütlich durch die Dating-Portale, in denen sich die tollsten, gutaussehendsten und zärtlichsten Männer tummeln, die nur darauf warten, dass die Nachtschwester auf Station kommt.

Dachte ich.

Die Realität ist natürlich erheblich ernüchternder.
Aber auch nicht uninteressant.

Aber von den Dates später mehr.

Zunächst präparierte ich mich mit Ratgebern wie man am besten einen Mann an sich fesselt, auf den man es abgesehn hat. Schliesslich möchte ich in meinem Alter keine Zeit damit verschwenden mich blöde anzustellen und nach 10 Jahren war die Flirt-Maschine definitiv schon ein wenig eingerostet.

Manipulation war das Stichwort und damit meine ich nicht die: Wenn-du-das-und-das-nicht-machst-gehe-ich-zurück-zu-meiner-Mutter-Manipulation.

Nein, ich meine die Göttinen-in-Seidenstrümpfen-Manipulation.

Denn schon Marilyn hat uns bravourös vorgeführt was Nahtstrümpfe alles bewirken können.

Theoretisch kann man damit sogar den Präsidenten der Vereinigten Staaten rumkriegen.

Sehr theoretisch, denn, wer will schon diesen irren Texaner?!

Ich belas mich also und startete ins unbekannte Unsiversum der Dates, meine Storys werde ich alle hier posten, um mich später daran zu erinnern, dass ich nicht nur eine, sondern gleich zwei wilde Zeiten hatte. Und die habe ich, zweifellos.

Die Namen der Jungs tausche ich natürlich aus.

Nicht, dass noch einer an zu heulen fangen muss...

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Wieso, weshalb, warum
Als mein Mann mir nach 10 Jahren eröffnete unsere Ehe sei für ihn beendet, war das an sich ja schon erstaunlich genug. Wobei ich sagen muss, dass es ganz genau betrachtet noch erstaunlicher ist, wie überrascht man über etwas sein kann, das anderen Menschen tagaus, tagein zustösst. "Mich wird´s schon nicht erwischen", denken sich die Raucher ja auch und trotzdem sterben genug Leute an Lungenkrebs.

Ähnlich geht es den Verheirateten, egal wieviele Traumpaare sich scheiden lassen, man selbst glaubt an die Unauflösbarkeit des eigenen Arrangements und die Unzerstörbarkeit der gemeinsamen, ach so innigen Beziehung.

Doch weit gefehlt, irgendwann trifft´s jeden und so traf es auch mich. Unvorbereitet irgendwie, aber sicherlich nicht wirklich unerwartet.

Warum tun Menschen sich zusammen, wenn Beziehungen doch immer nur Beziehungen auf Zeit sind, fragte ich mich? Ist es das Prinzip Hoffnung? Sturheit? Naivität? Dummheit gar?

Eine Antwort darauf habe ich bisher keine gefunden, sorry guys.

Mit Mitte 30 da angekommen wo ich mit Mitte 20 schon mal war, fiel ich zunächst in ein schwarzes Loch.

Die üblichen Dramen spielten sich ab, die üblichen Phrasen mussten meine armen Freunde sich anhören.

Besonders beliebte Sätze der Verzweiflung:

1. "Ich kann nicht verstehen weshalb er mir das antut, das habe ich nicht verdient."

Ja und? Wer bekommt schon immer was er verdient? Seien wir ehrlich, liebe Leute, weder im Positiven noch im Negativen kommt es zu irgendeiner Form von Gerechtigkeit wenn es um Emotionen, Lottogewinne oder Cellulite geht.

2. "Ich werde nie wieder einem Mann trauen können."

Und womit? Mit Recht! Ich weiss Jungs, Ihr werdet es nicht gerne hören, aber eine Frau, die einem Mann zu 100% vertraut ist meiner Ansicht nach vollkommen neben der Rue und gehört kräftig auf den Kopf gehauen.

3. "Ich werde bestimmt keinen anderen Mann finden, der so toll ist, denn ich bin alt/fett/hässlich/zu doof/etc/etc/etc." Zutreffendes bitte ankreuzen.

Ok, Mädels, kein Mann und sei er noch so alt und hässlich würde jemals auf die Idee kommen, sich selbst so negativ zu betrachten wie es viele ausgenommen attraktive Frauen machen. Die Wahrheit ist: Männer gibt es an jeder Ecke. Und wenn Euer Ex so geil gewesen wäre hätte er Euch nicht dermassen in den Arsch getreten.

Nachdem ich also diese Antworten auf meine Jammer-Sätze gefunden hatte, wurde mir klar: zu jedem Gift gibt es ein Gegengift. Oder wie meine Oma immer so schön sagte: Du kannst nur an der einen Krankheit genesen, indem Du an einer anderen erkrankst.

Und so begab ich mich auf die Pirsch.
12 Kilo leichter, mit neuer Frisur und dem Enthusiasmus einer Neuanfängerin widme ich mich seitdem dem Daten von Männern und alles rund um dieses Thema soll in diesem Blog zum tragen kommen.

Girls just want to have fun!

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